Eine Verabredung mit dem Schatten

Eine Verabredung mit dem Schatten

Heute möchte ich, dass ihr euch mit mir in ein Abenteuer stürzt. Es geht um den Schatten, meinen, euren, den, den jeder in sich birgt. Manche nennen es die eigenen Dämonen, den Urkonflikt, das, was uns umtreibt, an uns nagt, uns nicht in Ruhe lässt. Und zwar in negativer Hinsicht.

Ich möchte betonen, dass dieses kleine Experiment nicht als Therapeutikum zu betrachten ist, bitte legt das in die Hände von Fachleuten, es soll euch lediglich aus eurem kleinen gemütlichen Schneckenhaus locken, in dem wir alles es uns so bequem gemacht haben. Mit unseren Vermeidungsstrategien und unseren Harmoniezwängen – oder was immer wir benutzen, um ja nicht dem Schatten begegnen zu müssen.

Bevor ihr das Experiment beginnt, versichert euch einer entspannten, sicheren Atmosphäre. Ihr solltet euch wohl fühlen, einen guten Tag haben, innerlich stabil sein. Schließt die Augen. Und dann legt los:

Stellt euch einen wunderschönen Garten vor, die leuchtenden Blumen, ihren betörenden Duft, die Wärme der Steine unter euren Füßen, das Kitzeln des Rasens. Hört das Zirpen der Grillen, das Rauschen des Windes. Ist es kalt oder warm? Scheint die Sonne? Stellt euch vor allem all diese sensorischen Dinge vor, bis der Garten lebendig vor eurem inneren Auge entstanden ist. Es soll ein Ort voller Schönheit und Sicherheit sein. Ihr solltet euch darin wohl und geborgen fühlen. Eins mit euch und mit dieser fantastischen Natur um euch herum sein.

Und dann – stellt euch vor, ihr trefft die Person, die ihr auf keinen Fall hier sehen wollt. Diese Person lässt alle Alarmglocken bei euch schrillen, sie bringt euch in Wallung, ihr müsst nicht mal wissen, warum. Diese Person ist das Gegenteil von euch selbst – in jedweder Hinsicht.

Ist es eine Traumfigur? Eine Person, die ihr aus dem wirklichen Leben kennt, oder eine Kombination aus verschiedenen Charakteren? Wie sieht er oder sie aus? Welche Stimmungen bringt sie mit sich? Welche Farben?  Was fühlt ihr? Angst, Ärger, Hass, Misstrauen, Respekt, Liebe oder Ekel?

Warum regt diese Person euch so auf? Wie hört sich ihre Stimme an, wenn sie spricht? Was sagt sie, falls sie etwas sagt? Ist die Person kritisch, grausam, selbstbezogen, scheu, sexy, arrogant?

Nehmt euch einen Moment Zeit, um diese Figur zu erleben, um sie in jeder Zelle eures Körpers zu spüren, damit das Gefühl sich in euch einbrennen kann. Dann beginnt dieses Gefühl zu zeichnen. Zunächst noch mit geschlossenen Augen. Wenn ihr soweit seid, öffnet die Augen und zeichnet für etwa 15 Minuten weiter. Länger, wenn ihr wollt und könnt.

Benutzt Materialien, mit denen ihr leicht und einfach zeichnen könnt. Lasst die Bilder einfach an die Oberfläche steigen. Es ist dabei, wie immer, wichtig, nicht zu werten, oder im Vorfeld zu sortieren. Versucht zunächst einfach in dem Gefühl verhaftet zu bleiben, das ihr während der Visualisierung hattet, achtet nicht darauf, wie gut oder schlecht ihr zeichnet, nur darauf, ob ihr das Gefühl, möglichst treffend auf Papier bannt. Dabei ist es auch egal, ob ihr figürlich oder abstrakt zeichnet. Was immer euch in den Sinn kommt, ist gut und richtig.

Das könnt ihr wiederholen so oft ihr wollt. Ihr werdet sehen, dass ihr nicht immer die gleiche Person sehen werdet, nicht immer das gleiche Gefühl habt. Und genau darum geht es. Was immer erscheint, ist der Schatten in euch. Ihr werdet ihm begegnen und daraus eine Menge kreative Energie ziehen können.

So gelingt es euch, dass die negative Energie in euch nicht dazu führt, euch und eure Arbeit zu blockieren, sondern im Gegenteil, ihr vermögt sie zu nutzen und so kann sie zu einem Motor für eure Kreativität werden.

Also, nur Mut, trefft euren Schatten, wenn ihr euch traut!

 

Bis bald — Ivan

 

 


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