Was für ein Projekt!

Was für ein Projekt!

Ich schätze, für jeden, der etwas mit Kunst zu tun hat, ist der Name John Milton Cage ein Begriff. Anbei ein paar Eckdaten für alle Fälle: Geboren am 5. September 1912 in Los Angeles; gestorben am 12. August 1992 in New York City. Cage war ein US-amerikanischer Komponist und Künstler. Mit seinen mehr als 250 Kompositionen, die als Schlüsselwerke der Neuen Musik angesehen werden, gilt er als einer der weltweit einflussreichsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Hinzu kommen musik- und kompositionstheoretische Arbeiten von grundsätzlicher Bedeutung. Außerdem gilt Cage als Schlüsselfigur für die Ende der 1950er Jahre entstehende Happeningkunst und als wichtiger Anreger für die Fluxusbewegung und die Neue Improvisationsmusik. Neben seinem kompositorischen Schaffen betätigte er sich auch als Maler. Berühmt wurde sein Stück “433″, zu dem er von Robert Rauschenbergs „White Paintings” angeregt wurde.
Dieses Stück besteht aus drei Sätzen mit der Anweisung Tacet, d.h. sie bestehen aus völliger Stille. In der Uraufführung am 29. August 1952, in Maverick Concert Hall in Woodstock, New York, zeigte der Pianist David Tudor die drei Sätze durch Schließen und Öffnen des Klavierdeckels an. Laut Partitur ist die Dauer des Stückes frei wählbar und der Titel soll diesen Wert in Minuten und Sekunden genau angeben. Obwohl also streng genommen der Titel, je nach gewählter Dauer, variieren kann, hat sich die Bezeichnung “433″ durchgesetzt, der Wert der Uraufführung. Ebenso frei wählbar ist die Zahl der Ausführenden und die Art der (nicht) benutzten Instrumente. Das ist Happening, aber keine Musik.
Ein absolut umwerfendes Projekt findet seit 2001 in Halberstadt statt. Dort wird das Orgelstück „Organ2 / ASLSP“ von John Cage aufgeführt – „as slow as possible“, so langsam wie möglich. Der längste Ton dauert 58 Jahre: Die John-Cage-Orgel-Stiftung hat daraus 639 Jahre gemacht und da der letzte Klangwechsel 2010 war, hörten die Besucher in der Burchardikirche seit Anfang 2009 einen Dauerton. Was zuerst als kuriose Idee erscheint, entpuppte sich schnell als beeindruckendes Kunstprojekt mit nachhaltiger Wirkung.
Jeder Kunstliebhaber kann sich für 1000 Euro ein Klangjahr kaufen. Wie wär’s?

 


Tags: , , , , , , , ,

Kommentare sind geschlossen.