Who am I?

Reden wir von Authentizität, reden wir von dem, was wir alle gerne wären. Authentisch. Aber was soll das sein? Psychologen sprechen davon, dass Menschen sich im Leben entweder auf intrinsisch motivierte Ziele konzentrieren, also authentische, was bedeutet, dass man erkennt, im Leben eine Wahl zu haben und sich bewusst ein Lebensthema wählt, das auf rationaler Einschätzung seiner Erfahrung beruht. Dabei spielt es keine Rolle, welche Wahl man trifft, solange diese Ausdruck dessen ist, was man wirklich glaubt und fühlt.  Andere entscheiden sich für sogenannte nichtauthentische Lebensprojekte, also von äußeren Kräften motivierte. Das sind solche, die jemand auswählt, weil sie das sind, was alle anderen tun und es daher scheinbar keine Alternative zu ihnen gibt.

Die einen entdecken also ihre Lebensthemen und -ziele selbst und die anderen übernehmen sie. Beide ist völlig in Ordnung, solange man mit sich selbst in Harmonie lebt. Beide Varianten helfen einem bei dem Versuch, dem Leben einen Sinn zu verleihen. Welche Variante für einen selbst die Richtige ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Manchmal steht man erst mit Anfang dreißig oder noch später an einer Lebenswegkreuzung und muss noch einmal von Neuem entscheiden, wie es weitergehen soll. Das heißt nicht, dass der bisher eingeschlagene Weg falsch war, aber er ist vielleicht nicht mehr länger der richtige. Oder er war wirklich der Falsche. Ich habe Schüler in der Malschule erlebt, die, trotz guter Karriere und einem durchaus erfüllenden Beruf, plötzlich eine Kehrtwende machten und nur noch malen wollten.

Wie dem auch sei – die Motivation für ein Lebensthema kann von außen oder innen kommen. Selbst Menschen, die den „künstlerischen Weg“ einschlagen, müssen nicht unbedingt authentisch sein. Vielleicht wollen sie gerne dieses Leben leben, als Bohemiens, weil es von außen betrachtet aufregend und verrucht und skurril wirkt, aber dann stellen sie fest, dass sie mit einem Job als Controller eigentlich viel glücklicher sind. Und genau darum geht es.   

Allgemein wird immer angenommen, dass Menschen in den musischen Berufen das authentischere Leben führen. Ich glaube das nicht. Wieso sollte ein Arzt, ein Ingenieur oder meinetwegen ein allseits verhasster Banker, der anderer Leute Geld verspekuliert, nicht ebenfalls ein Leben führen, das dem entspricht, was ihm große Freude bereitet und seinem Leben einen Sinn verleiht? Und genauso gibt es viele unglückliche Schriftsteller, Schauspieler, Tänzer, Maler etc., die vielleicht glauben, sie würden sich selbst verwirklichen, aber im Grunde nur einer von außen oktroyierten Sichtweise erlegen sind, die mit ihnen selbst rein gar nichts zu tun hat. Auch wenn das in diesem Moment vielleicht eine schmerzhafte Erkenntnis ist, ist es immer noch besser sie zu haben und sein Leben zu ändern als jahrelang an sich selbst vorbei zu leben, mit dem Gefühl, sein Leben irgendwie vergeudet zu haben.

Authentizität lässt sich für mich am besten so beschreiben, dass man im Einklang mit sich selbst ist. Und zwar nicht nur auf beruflicher, sondern auch auf privater Ebene. Das ist mit Sicherheit ungemein schwierig. Und dennoch ist das der Weg zur wahren Zufriedenheit. Und zur Erfüllung. Ich rede hier nicht, von Selbstzentriertheit, denn Einklang mit sich selbst ist für mich gleichbedeutend mit Einklang auch mit jenen  Menschen, die einem nahe sind.

So schwierig dies erscheint, so erstrebenswert ist es. Ich hoffe, wir alle finden diesen unseren Weg zum Einklang mit allem.

Bis bald  — Ivan 


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