Irrungen und Wirrungen

Es gibt ja so Tage, an denen man eigentlich Zeit hat, aber es will einem nichts so richtig gelingen. Man könnte seiner kreativen Arbeit nachgehen, oder endlich Dinge in der Wohnung erledigen, die man schon ewig vor sich herschiebt, oder Rechnungen überweisen, die bereits nahe am Mahnungstermin oder darüber sind, oder endlich mal wieder alles Mögliche ausmisten, was sich in den letzten Monaten bzw. Jahren angesammelt hat und nur noch zum Wegschmeißen taugt.

Aber was tut man stattdessen – nichts. Man liest nicht mal ein gutes Buch oder nimmt sich die Zeit, einer kompletten Oper zu lauschen. Es fehlt der rechte Antrieb, man ist gelähmt, innerlich bröselig und kommt einfach nicht aus dem Quark.

Dann wieder gibt es Tage, da reihen sich die Termine so nahtlos aneinander wie die Perlen einer Kette und dann kommen noch Leute zum Abendessen vorbei. Und trotzdem schafft man alles. Man ist kreativ, kommt gut voran, nimmt die Termine wahr, geht einkaufen, kocht Essen und liest zwischendurch noch einen tollen Artikel, der einem eine brillante Idee eingibt. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Man ist voller Energie, beflügelt und berauscht. Auch wenn ich nie Kokain ausprobiert habe, besser kann das auch nicht sein.

Das eine ist befriedigender als das andere. Nach einem Tag voller Aufgeschobenheiten und dem Waten in einem Morast aus Unnützigkeiten fühlen wir uns meist frustriert und leicht depressiv, während uns die Tage voller erledigter und getaner Dinge glücklich machen.

Ich behaupte aber, dass beides gleich wichtig ist. (Vorausgesetzt es existiert beides nebeneinander.) Die lauen, laschen Nichts-Tage sind eine Art Regeneration. Das Gehirn verliert sich in seinen Synapsen. Was es da macht, verstehen wir nicht. Vielleicht hält es Hausputz. Der ist aber nötig, damit wir Energie haben, wenn wir sie brauchen. Das Trödeln und Gammeln bereitet den Nährboden für die Kreativität. Hier werden Verbindungen geschaffen, die uns an einem anderen Tag zugutekommen.  Vielleicht lesen wir mal hier etwas, hören da in eine CD rein, starren dann wieder 20 Minuten aus dem Fenster und zappen uns durch die Kanäle des Fernsehens. Lustlos und irgendwie nicht bei der Sache. Vermeintlich. Aber das Gehirn kann nicht nichts tun. Es wird versuchen, eine Struktur in dem wahllos Konsumierten zu finden und so entsteht etwas Neues, das wir gar nicht geplant hatten.

Das Schlechte ist ebenso das Gute ist – Kreativität ist nicht planbar. Man kann alles Mögliche dafür tun, Futter liefern usw., aber wann ein „Ergebnis“ dabei herauskommt, ist nicht forcierbar. Und so ist der Gammeltag auch nur das Sammeln von Puzzleteilen, das uns am Ende das Bild liefern wird, das wir eigentlich suchen.

Natürlich gibt es Menschen, die haben diese Tage nicht. Oder sie lassen sie nicht zu. Keine Ahnung. Aber nicht die Kreativen. So speist sich aus dem Frust dieser Tage am Ende die Lust, etwas vollbracht zu haben.

 

Wenn ihr also demnächst mal wieder unmotiviert vor euch hinsumpft, dann seid nicht allzu streng mit euch. Nehmt mit, was ihr kriegen könnt an diesem Tag, auch wenn es euch in dem Moment als absolut sinn- und nutzlos erscheint. Irgendwann werden sich die so konsumierten Fetzen von allem Möglichen ein Großes und Ganzes ergeben. Nicht alles davon und beileibe auch nicht immer, aber man weiß ja nie, wann man das Fetzchen entdeckt, das einem noch gefehlt hat zur zündenden Idee.

 

Bis bald — Ivan


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